Nach einem Vortrag der Sportpsychologin Gaby Bussmann (bussmann@reitsportpsychologie.de) , die als Mentaltrainerin die Deutschen Olympiareiter betreut, habe ich diese Profitipps zur Pferdewirtprüfung sowie zur Fortbildungsprüfung zum Pferdewirtschaftsmeister erarbeitet.
- Wenn Ihr Euch auf die Prüfung vorbereitet, weil Ihr im Reiten, Longieren, Ausritt vorbereiten, Hufverband wickeln, der Exterieurbeurteilung oder in der Rationserstellung geprüft werdet, dann bitte genau so wie in der Prüfung! Also Ihr plant z.B. um 9:30 das Pferd Fury zu longieren. Dann findet das auch genau um 9:30 statt. Da wird nichts mehr geholt, aufs Handy geschaut, die Kleidung zurecht gezupft, das Pferd noch rasch geputzt, Anbindering gesucht oder zm Klo gegangen. Dann trainiert Ihr neben der eigentlichen Arbeit mit dem Pferd auch das in einer Prüfung so wichtige Zeit- Management. Also: Wenn Ihr um 12:15 eine L- Dressuraufgabe reiten wollt, dann geht das Punkt 12:15 los, da wird nichts wiederholt oder abgekürzt oder gar neu angefangen. In einer Prüfung habt Ihr nur eine Chance, die Ihr unbedingt nutzen solltet. Und das übt Ihr!
- Vor der Prüfung einige Tage Urlaub nehmen bzw. endlich mal die Überstunden nehmen. Wenn der Betrieb das nicht will, macht nichts, Ihr geht. Wenn der Betrieb immer noch mault, dann wisst Ihr, dass das ein schlechter Betrieb ist, um den man besser einen Bogen macht. Arbeitsrechtliche Probleme bekommt Ihr nicht, wenn Ihr geht.
- Wer kurz vor der Prüfung, vielleicht im Prüfungslehrgang oder während der Prüfungszeit beim Turnier meldet, der hat den Schuss nicht gehört oder der/die nimmt die Prüfung nicht so ernst. Geht gar nicht!
- Die „freie“ Zeit nutzen, den Prüfungstag bzw. Prüfungslehrgang in aller Ruhe sorgfältig vorzubereiten. Eine schriftliche Liste erstellen und das Erledigte abhaken.
- Zur Vorbereitung gehört auch, die Kleidung durchzusehen (Flecken, Löcher, Knöpfe) und Schuhe und Stiefel zu putzen sowie Vorbereitung des Autos und der Wegstrecke, sowie die Überlegung, wie Ihr fahrt, wenn Stau ist und wie lange da der Zeitpuffer sein muss. Wer gegen die Uhr zur Prüfung fährt hat schon verloren.
- Am besten einen Tag vorher anreisen. Schon einmal den Weg zum Prüfungsort machen, Zeitpuffer einbauen. Ziel ist es, erst einmal in aller Ruhe anzukommen und Zeit zu haben, sich umzuschauen, einzuleben.
- Ab jetzt klammert Ihr konsequent alle dunklen Gedanken aus und denkt einfach positiv. Ihr habt Euch super vorbereitet, das wird gut gehen! Ihr stellt Euch vor, wie schön es ist, endlich die Prüfung zu bestehen und Pferdewirtin zu sein. Das hilft wirklich!
- Ab jetzt viel lachen! Spaß haben, ist definitiv erlaubt und hilfreich. Ruhig lustige Sachen machen, lustigen Film sehen, Karten spielen, schönes Buch lesen. Immer einfach lächeln, das wirkt, probiert das mal aus! Und alle, die hektisch sind und schlechte Laune haben, konsequent meiden, einfach stehen lassen.
- Vor der Prüfung, Ihr habt ja ein wenig Zeit eingeplant, sich einfach mal richtig massieren lassen. Der Streß weicht und Ihr seid auch gelöst! 20 €, die gut angelegt sind. Zur Vorbereitung gehört also auch, sich vor der Prüfung mal eine Physiopraxis zu suchen und einen Termin zu machen. Ihr reiten gleich besser! Wer von Euch noch nie eine Message bekommen hat, sollte das zuhause einmal vorher probieren. Dann könnt Ihr die Anwendung direkt vor der Prüfung viel gelassener genießen.
- Wenn Ihr reiten müsst in der Prüfung, dann könnt Ihr Euch gegenseitig tapen oder es gleich bei der Physio machen lassen. Dazu gibt es mehrere Methoden:
1. Tipp "Horizont" Mit Kinesiotape von der einen bis zur anderen Schulter tapen. Ihr bekommt ein Feedback über das Tape, wenn Ihr nicht mehr gerade sitzt. 2. Tipp "Hosenträger" Ihr tapet Euch Hosenträger während Ihr schön gestreckt seid und die Schultern zurück nehmt, beginnend auf der Vorderseite in Höhe des Dekolletee unter Zug bis zur Schulter, dann ohne Zug ! über die Schulter und auf den Rücken, so tief wie auf der Vorderseite. 3. Tipp "Kreuz" Ihr beginnt an der Schulter und lasst das Tape auf der gegenüberliegenden Rückenseite im Bereich der letzten Rippen enden. Es entsteht ein Kreuz auf Eurem Rücken. Nehmt Ihr das elastischere Kinesiotape, dann erhaltet Ihr ein Feedback, wenn Ihr nicht gestreckt sitzt, ist das Tape aber wenig elastisch, dann werdet Ihr auch durch das Tape gerade hingesetzt. - Keine Prüfungsaufgabe wird komplett zu 100% von Euch erfüllt. Kein Mensch, auch nicht Prüfer, sind perfekt. Macht nichts! Bemerkt Ihr einen Fehler, dann nicht darüber nachdenken, nicht hadern, konzentriert Euch auf Euren Plan, den Ihr gemacht habt. IMMER NACH VORNE SCHAUEN UND NACH VORNE DENKEN! Und dann bloß nicht denken, dass jetzt alles umsonst, alles vorbei ist. Gewonnen wird immer am Schluß. Wenn Ihr mit einem Schiff fahrt, kommt Ihr ja auch nicht auf die Idee, vor dem Anlegen des Dampfers auszusteigen!
- Habt Ihr gemerkt? Nur wenn Ihr Euch Ziele setzt und dazu Pläne macht, werdet Ihr wirklich erfolgreich sein. Ziele,das Notieren Eurer Stärken und Erinnerungen an gute Ritte/Trainingseinheiten sowie Eure Pläne solltet Ihr aufschreiben und immer wieder ansehen. Alle Prüfungsaufgaben, egal ob mit oder ohne Pferd, werden vorher von Euch geplant. Da malt man sich mal den Weg auf, da lauft Ihr die Aufgabe ab, Ihr reitet/ longiert mit geschlossenen Augen (natürlich ohne Pferd) oder malt die Aufgabe mit dem Finger im Sand, oder, oder. Auch den Hufverband kann man mit geschlossenen Augen in Gedanken wickeln oder mit dem Bleistift die Wickelungen zeichnen. Denn viele verschiedene Wege führen dazu, dass Ihr Euch, oder besser Euer Gehirn, sich die Aufgabe besser einprägt und Ihr dann selbstbewußt das Gelernte ausführen könnt, denn Ihr seid super gut vorbereitet. Einen Blackout wird es dann nicht geben, gibt es sowieso nicht, in meiner fast vierzigjährigen Prüferzeit habe ich noch nie einen Blackout erlebt: Alles Märchen und Gerüchte. Und wer sicher ist, der ist auch lockerer und deutlich besser in der Prüfung.
- Beim Fachgespräch nicht mit den Fehlern beginnen. Ihr habt eine gut vorbereitete Aufgabe gezeigt und da dürft Ihr ruhig stolz auf das hinweisen, was gut gelungen ist. Bloß keine Fehlerguckerei! Probleme können weiter zum Ende dargestellt werden, frei nach dem Motto, eigentlich war das ganz gut, wäre aber noch besser gewesen, wenn… . Ein guter Tipp ist auch immer die sog. Sandwich- Methode: Mit guten Dingen beginnen, dann Verbesserungen aufzeigen und zum Schluss noch mal aufzeigen, was insgesamt ganz gut war.
- Ihr wählt Euch vor und während der Prüfung 2 -3 Berater. Die dürfen Euch was sagen, die dürfen Euch beurteilen, denen glaubt Ihr. Und alle anderen Klugschnacker blendet Ihr konsequent aus! Wer seid Ihr denn, dass da jeder an Euch rumkritisieren darf. Ihr seid doch gut vorbereitet. Und dann noch etwas zum Überlegen: Ihr könnt Prüfer nicht Volltexten oder anfliegen, um Eure Schwächen zu kaschieren, meint Ihr, die Prüfer sind doof? Solche plumpen Versuchen enden immer negativ. Beherzigt: Zu viele Tipps machen Euch raschlebig und die Ergebnisse werden schlechter!
- Entzieht Euch ganz konsequent den Grüppchen, die da stressen, tratschen, lästern und ewig vom Durchfallen reden. Großen Bogen um diese Grüppchen. Macht in der prüfungsfreien Zeit etwas ganz anderes, geht Eis essen, macht das Handy lautlos, leiht Euch ein Fahrrad, geht ins Museum, macht einen Spaziergang und knipst ein paar schöne Bilder mit dem Handy, sucht schöne Pflanzen oder Blätter, sucht schöne Steine, singt einfach (muss ja keiner in der Nähe sein) oder setzt Euch alleine zu den Pferden in den Stall oder auf der Weide und beobachtet sie, redet mit denen,macht Fotos oder zeichnet sie.