Brauchen Pferde Kraftfutter und Kräuter

(Foto: Takhi.org – Wiederansiedungsprojekt des Steppenpferdes durch die  International Takhi Group)

Der ursprüngliche Lebensraum unserer Pferde sind die großen zentralasiatischen Steppen. An diesen Lebensraum sind auch unsere heutigen Sportpferde immer noch optimal angepasst. Wer seine Pferde tiergerecht füttern will, der/die muss nur einen Blick in die großen Steppen in Zentralasien werfen.  Dort wächst alleinig das Steppengras, genauer das spätblühende Federgras mit dem lateinischen Namen Stipa ser. Capillatae. Diesem Süßgras sind im laufe ihrer Evolution die asiatischen Steppenpferde bis nach Afrika einerseits und nach Osteuropa andererseits gefolgt und bei uns heimisch geworden. Und die Pferde sind dem Steppengras nur gefolgt, weil sie sich mit diesem Futter besonders gut vermehren konnten, denn die Urwildpferde aus Asien sind an die Steppe perfekt angepasst.

 

Pferde sind seit weit über 10.000 Jahren auf die alleinige Aufnahme des Steppengrases angepasst. Kräuter und energiereiche Pflanzen (Hafer, Gerste, Mais, Sonnenblumen, usw.) wachsen in der nährstoffarmen, trockenen und sehr wetterbeeinflussten Region ( -30°C – +20°C, ständige Windstärke 5 – 8 ) nicht. Nur Steppengras.

Was schliesst Ihr daraus?

  1. Kräuterheu? Braucht das Pferd nicht.
  2. Kraftfutter? Braucht das Pferd nicht.
  3. Kräutermüsli? Braucht das Pferd nicht
  4. Brauchen Pferde viel Abwechslung beim Futter? Nein, nur Gras oder Heu.
  5. Gras und Heu braucht das Pferd, täglich und ganztags, mindestens 12 h am Tag und keine Fresspause länger als 4 h.

Sauer ist nicht lustig

In den fast 200 Liter großen Dickdärmen arbeiten Bakterien. Diese brauchen aber zum Leben eine neutrale, nicht saure Umgebung. Schließlich tötet Säure Bakterien ab, wie wir z.B. von den eingelegten Gurken kennen. Wenn die Säure die Gurken desinfiziert, halten sie sich. Die Bakterien sind außen vor.

Fühlen sich die Bakterien nicht mehr wohl, weil es zu sauer ist, sterben sie ab und die Dickdärme können das aufgenommene Futter nicht mehr verdauen. Es kommt zu einem Verdauungsstillstand, beim Pferd nennt man diesen lebensbedrohenden Zustand Kolik.

Um zu sehen, ob des den lebenswichtigen Bakterien im Darm gut geht, kann jeder/e das ganz leicht herausfinden. Einfach mal die frischen Pferdeäpfel auf den Säuregehalt messen. Sind die Pferdeäpfel neutral, herrscht im Darm ein bakterienfreundliches Klima. Registriert Ihr aber einen saueren Pferdeapfel herrscht Alarm im Darm und die Säure tötet viele oder gar alle Bakterien ab. Der Darm wird bakterienfrei, die Kolik droht.

So messt Ihr den Säuregehalt im Darm:

  1. Ihr besorgt Euch 1 Löffelspatel, 1 Erlenmyerkolben (weitaus, PP, Schraubkappe, 100ml), Spritzflasche (Inhaltsaufdruck, 250 ml), destilliertes Wasser (ca. 1 Liter, Bezug Tankstelle), pH Indikateostäbchen (im ungefähren Bereich pH 2,0 – pH 9,00)
  2. Mit dem Löffelspatel 1 Löffel frischen Pferdeapfel in den Erlenmeyerkolben füllen.
  3. Mit etwa gleicher Menge destilliertes Wasser Pferdeapfel  aufschwimmen lassen
  4. Deckel schließen und gut durchmischen
  5. pH Indikatorstäbchen für ca. 20 s mit Indikatorfläche in Wasser/Apfelgemisch tauchen
  6. Indikatorstäbchen abstreifen
  7. Indikatorfläche mit den Farben der Verpackung vergleichen und den pH- Wert bestimmen.
  8. Ergebnis: Alle pH- Werte unter 6 sind bakterienfeindlich und deuten auf einen zu sauren Darm hin. Hauptursache ist in aller Regel eine zu große Kraftfuttergabe!

Die oben beschriebenen Labormaterialien erhaltet Ihr hier: Carl Roth Laborbedarf www.carlroth.cohhm/Laborbedarf

Ohne Waage geht gar nicht!

 

Eine Personenwaage, die darf ruhig älter und auch schlicht sein, gehört zur Grundausstattung eines jeden Pferdestalles. Nicht um das Gewicht des Stallpersonal zu kontrollieren, sondern um das Grundfutter zu wiegen. Ohne genaue Kenntnis der Grundfuttermasse ist eine gezielte Fütterung nicht möglich und bleibt laienhaft!

So geht es:

  1. Ihr steigt auf die Personenwaage und merkt Euch Eure Körpermasse.
  2. Ihr schnappt Euch das Futter, z.B. Heu und steigt wieder auf die Waage
  3. Die Differenz zwischen 1. und 2. Messung ist die Grundfuttermasse.

Die exakte Dosierung der Grundfuttermasse ist die Voraussetzung, die Futtermittelmenge überhaupt steuern zu können. Das Wiegen verhindert, dass Ihr Euch böse verschätzt. Fast immer, das sind meine Erfahrungen, wird viel zu wenig den Pferden vorgelegt, weil Ihr ganz oft die von Euch zugeteilte Grundfuttermenge  überschätzt. Weiterhin ist eine Kostenkalkulation und eine Vorratshaltung nur denkbar, wenn Ihr die Futtermittelmenge exakt bestimmt. Eine optimale Abstimmung der Futtermenge an die geleistete Arbeit sowie die Körpermasse, wenn Euer Pferd zu dünn und zu dick werden sollte, ist ohne exaktes Wiegen der Futtermittelmengen nicht möglich. Zum Wiegen gehört aber auch immer die Dokumentation. Also Ihr notiert Euch, was Ihr täglich an jedes Pferd verfüttert. Das ist dann schon ein Beitrag zum Qualitätshandbuch eines funktionierenden Qualitässichersicherungssystems. Aus Qualitätshandbuch wird dann deutlich, wann und welche Mengen Ihr an welches Pferd gegeben habt und, auch das gehört in das Qualitätshandbuch, warum Ihr zu einem bestimmten Zeitpunkt die Fütterung verändert habt und welches Ergebnis das gezeigt hat. Das kann natürlich alles in Stichworten geschehen. Und schon könnt Ihr ausgesprochen glaubhaft Euer Projekt dokumentieren. Und so ganz nebenbei könnt Ihr rechtzeitig beobachten, ob Euer Pferd plötzlich weniger Appetit zeigt und sich Auswirkungen von Überforderungen und Stress zeigen oder/und sogar eine Kolik im Anzug ist.

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