Die „neue“ Fütterung ab 2015

Lebenslanges Lernen gilt auch für altgediente Fütterungsexperten: 2015 wurde das System zur Futtermittelbewertung den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft angepasst und demzufolge das alte System umgestellt. Wer  von Euch auf der Höhe der Zeit und der Wissenschaft ist, benutzt nur noch das neue System. Diejenigen von Euch die immer noch an dem alten System kleben, dokumentieren, dass lebenslanges Lernen nicht ganz ernst genommen wird. Ihr seid am Anfang Euerer Karriere als Führungspersönlichkeit, nicht kurz vor der Rente!

Die „neue“ Fütterung ab 2015

  1. Die Proteinbewertung ist von verdauliches Rohprotein auf dünndarm- verdauliches Rohprotein (wiss.: präcecal verdauliches Rohprotein (pcvRp))umgestellt): vRp in Gramm → pcvRp in Gramm
  2. Die Energiebewertung ist ebenfalls umgestellt von verdaulicher Energie zu umsetzbarer Energie (wiss.: Metabolische Energie): vE in Megajoule → ME in Megajoule
  3. Es bleiben annähernd die üblichen Faustzahlen

Erhaltung: pcvRp : ME = 6 : 1

 Laktation: pcvRp : ME = 8,5 : 1

Jährling: pcvRp : ME = 7 : 1

Ca:P= 2:1

Raufutter: mind. 2 (besser 2,3) kg/100kg LM/d ; Trockenmasse: 2-3 %/kg LM/d

Energiebedarf ausgewachsenes Großpferd mit 600 kg Lebendmasse:

Erhaltung 70MJ, leichte Arbeit 80MJ, mittlere Arbeit 100MJ, schwere Arbeit 120MJ, sehr schwere Arbeit 140MJ

 

ausgewählte Futtermittel dvRp (g) im original Futtermittel ME (MJ) im original Futtermittel
Weide v.d. Ä. 28 1,6
Weide i. Ä. 27 1,7
Weide 2. A. 29 1,5
Heu v.d. Ä. 74 8,1
Heu i. Ä. 60 7,2
Heu 2. A. 49 5,1
Grassilage früh 116 2,4
Grassilage Sommer 35 2,1
Grassilage Sommer überständig 21 2,2
Stroh 4 3,8
Hafer 79 10,5
Gerste 87 11,9
Mais 79 12,8
Sojaextraktionsschrot 343 10,9
Trockenschnitzel 61 10,7
Pflanzenöl 0 38,4
Weizenkleie 99 8,3
Möhren 4 1,2
Werte sind lediglich Anhaltswerte und können regional, saisonal und anbaubedingt stark variieren.

Alle Daten findet Ihr hier:

Metabolische Lebendmasse?

Die Metabolische Lebendmasse beschreibt den Energiebedarf des Pferdes wesentlich genauer als die „normale“ Lebendmasse.

Um die Metabolische Lebendmasse zu erklären, zunächst ein Vergleich:

1 kg Brot hat weniger Kruste als 1 kg Brötchen.

Das bedeutet, dass kleinere Körper im Verhältnis mehr Oberfläche haben, als große Körper. Also haben Brötchen mehr Kruste als Brot. Das gilt auch für Tiere und natürlich auch Pferde. Kleine Pferde haben im Verhältnis mehr Oberfläche als große Pferde. Ganz korrekt ausgedrückt haben 100 kg Fohlen deutlich mehr Oberfläche als 100 kg ausgewachsenes Sportpferd. Das hat Folgen: Das Fohlen hat mehr Oberfläche und gibt mehr Wärme an die Umgebung ab. Um nicht zu frieren, benötigt das Fohlen mehr Energie als seine Mutter. Wieder ganz korrekt: 100 kg Fohlen benötigt deutlicher Energie als 100 kg Mutter, müssen also mehr Nahrung aufnehmen als die Mutter.

Das kennt Ihr aber eigentlich: Fohlen sind deutlich empfindlicher gegenüber einem Wärmeverlust als ihre Mutter, sie frieren leichter. Übrigens: Das ist der Grund, warum Fohlen meist dunkel geboren werden, weil die Sonne dunkle Körper stärker erwärmt als helle Körper. Wie beim Auto. Erst wenn die Tiere größer werden und die Hautoberfläche verhältnisgemäß geringer, kann sich ein Schimmel leisten, weiß zu werden, ohne zu frieren.

Das mit der metabolischen Lebendmasse gilt auch für andere Lebewesen. So fressen 1 Tonne Mäuse mehr als 1 Tonne Elefant. Klar, die vielen Mäuse haben, zusammengerechnet, eine sehr viel größere Körperoberfläche als 1 Elefant.

Jetzt wisst Ihr, warum die metabolische Lebendmasse und die daraus errechneten Bedarfszahlen notwendig ist. Auch deshalb heißt die Energie jetzt Metabolische Energie (ME).

Wie kommt man/frau zur Metabolischen Lebendmasse? Mit dem Taschenrechner: Metabolische Lebendmasse = Lebendmasse hoch 0,75. (ich kann das hoch 0,75 nicht anders schreiben hier im Text, es ist genau so wie LM², nur eben nicht 2, sondern 0,75)