Aus dem Jahrhundertsommer 2018 lernen: SoLaWi

Der trockene Jahrhundertsommer 2018 hat es deutlich gemacht: Die Grundfutterversorgung der Pferde ist nicht selbstverständlich gesichert bzw. laufen die Preise dann aus dem Ruder.

Manchmal ist es nicht so genau zu sagen, ob in einer bestimmten Region ein Grundfuttermangel besteht oder aber Landwirte ihr Grundfutter zurückhalten um auf höhere Preise zu spekulieren.

Und dann berichten in letzter Zeit immer mehr Pferdehalter, dass ihr geliefertes Grundfutter nicht in der Qualität kommt, die Pferdehalter erwarten dürfen: Das Heu ist grau, staubig, zu tief geschnitten und mit Erde versetzt, zu stark gedüngt und mit Nitrat belastet oder sogar mit Schimmelnestern durchsetzt. Ihr kennt das.

In diesem Winter habt Ihr die Gelegenheit, dieses Grundfutterproblem grundlegend für Euren Betrieb zu lösen: SoLaWi: Hinter diesem Kürzel steckt Solidarische Landwirtschaft. Eine Kooperation zwischen Kunde und Landwirt, besser gesagt, eine Wirtschaftsgemeinschaft von Mitlandwirten (Ihr) und dem Landwirt/in.

Warum werdet Ihr Mitlandwirt? Ganz einfach, Ihr legt fest, welches Grundfutter Ihr in welcher Qualität (Schnittzeitpunkt, Düngung, Schnitthöhe, usw.) bekommen möchtet und kalkuliert den Preis zusammen mit dem Landwirt. Diesen gemeinsam kalkulierten Betrag bezahlt Ihr im Voraus in z.B. monatlichen Raten und bekommt dafür im Gegenzug die zugesagte Ernte.

Das ist eine Win-Win- Situation, denn Ihr bekommt das Grundfutter, das Ihr haben wollt und könnt auf die Produktionsbedingungen vertrauen (bio/konventionell, Konservierung, Lagerung, Lieferung, ….) und das auch Euren Kunden versprechen. Ein großer Vorteil für Eure Pferde und für Euren Betrieb, denn immer mehr Kunden legen in einer Zeit der industriellen Landwirtschaft Wert auf bäuerlich produziertes Grundfutter. Die Landwirte profitieren davon, dass ihre Produktion und Abnahme finanziell gesichert ist. Ihr bestimmt die Qualität Eures Grundfutters- Der Landwirt/in hat Planungssicherheit und wird finanziell so ausgestattet, dass er/sie auch noch in den nächsten Jahren Euch fair und regelmäßig beliefern kann.

Geiz mag für manche geil sein, ist aber auf keinen Fall nachhaltig.

Auch über den Aufbau einer SoLaWi kann ein Meisterprojekt genehmigungsfähig sein, auf jeden Fall Teil eines Projektes. Denkt mal drüber nach.

Wer mehr wissen möchte, wie Ihr Euch die Ernte mit einem Landwirt/in teilen könnt, der findet hier ganz viele Infos

Weideflächenbedarf

Der notwendige Weideflächenbedarf des Pferdes wird meist unterschätzt. Bei 24h-Weidehaltung fressen Gross- Pferde durchschnittlich ca. 60 – 80 kg Gras.

Um diese Menge aufnehmen zu können, benötigt ein Pferd folgenden täglichen Weideflächenbedarf mit dem Ihr bei Euren Projekten kalkulieren müsst:

Grashöhe 15 cmGrashöhe 25 cm
Pony 200 kg LM60 m2/Tag30 m2/Tag
Pony 400 kg LM70 m2/Tag40 m2/Tag
Gross- Pferd 600 kg LM100 m260 m2/Tag
Schweres Warmblut 800 kg LM150 m2/Tag80 m2/Tag

Die Weidehaltung ist immer noch die gesündeste und gleichzeitig preiswerteste Pferdehaltung.

Hilfreiche Umrechnungstabelle zur Düngung

Wenn das Ergebnis der Bodenprobe zurück ist, dann muss ein Düngeplan erstellt werden. Dabei wird oftmals eine Umrechnungstabelle benötigt. Die könnt Ihr hier natürlich kostenlos downloaden. Ein Service von Pferdefütterung.eu

Nicht immer lässt es sich vermeiden, dass bei den Pflanzennährstoffen die entweder von der Elementform in die Oxidform umgerechnet werden müssen, oder umgekehrt. Bei diesen Umrechnungen hilft die Umrechnungstabelle in der Düngung.

Wo findet Ihr die kostenfrei herunterzulassende Umrechnungstabelle? Natürlich hier auf dieser Webseite unter Downloads.

Nitrat: Die unterschätzte Vergiftungsgefahr!

Mittlerweile gibt es mehr Tiervergiftungen durch Nitrat, als durch „klassische“ Giftpflanzen.

Eigentlich ist Nitrat (NO3) ein lebensnotwendiger Pflanzennährstoff und auch nicht giftig. Nur wenn Nitrat durch Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft in so hohen Mengen anfällt, dass die Landwirte Gülle und Biogas- Gärreste nicht als Dünger nutzen, sondern auf Ackerflächen und dem Grünland einfach nur entsorgen, dann findet sich das in der Gülle und in den Gärresten befindliche Nitrat ruck-zuck im Trinkwasser, in Gräben, Teichen und Flüssen wieder und die Pflanzen speichern sehr hohe Nitratmengen in ihren Stengeln.

Und genau hier beginnt das Problem für unsere Pferde: Sie reagieren ausgesprochen empfindlich auf überschüssiges Nitrat im Tränkwasser und im Futter. Nitrat ist heimtückisch. Es schädigt gleich dreifach:

  1. Entzündungen im Magen-Darm-Trakt
  2. Durchblutungsstörungen durch Blutdruckabfall
  3. Gestörte Sauerstoffbindung durch chemische Veränderung der Roten Blutkörperchen (Hämoglobinveränderung)

Bei übermäßiger Nitrataufnahme durch Pflanzen und Wasser führt es zu Verdauungsstörungen, Durchblutungsstörungen und zu Inneren Erstickungen, weil die Roten Blutkörperchen weniger und im Extremfall kein Sauerstoff mehr in die Muskeln und das Gehirn transportiert. Also immer bei nicht erklärbaren Verdauungsstörungen und Leistungsminderungen immer auch an eine schleichende Nitratvergiftung denken.

Saufen Pferde z.B. aus stehenden Gewässern Wasser mit hohen Nitratgehalten, kann dies innerhalb kurzer Zeit zum Tode führen, die Tiere ersticken, obwohl sie übermäßig atmen. Das typische Innere Ersticken (Anomie).

Wenig Pferdehalter wissen, dass Pferde wesentlich empfindlicher auf Nitrat im Tränkwasser reagieren, als Menschen und denken bei unerklärlichen Leistungsminderungen und Verdauungsstörungen nicht an eine schleichende Nitratvergiftung, sondern reagieren mit einer höheren Kraftfutterfütterung, weil das Pferd so schlapp ist. Jetzt beginnt ein Teufelskreis: Gerade alle Kraftfutterpflanzen, wie z.B. auch Hafer, speichern besonders viel Nitrat. Die Pferde reagieren auf die höhere Kraftfuttergabe mit noch stärkerer Nitratvergiftung und noch schlechterer Leistungsfähigkeit. Spätestens jetzt reagiert manch Reiter/in in seiner Hilflosigkeit auch mit verstärkten, konsequenterem Training und zusätzlichen Energiegaben. Ein klassischer Teufelskreis der leicht in einem Desaster mit Kolik, Magengeschwüren, Kotwasser, Widersetzlichkeiten und einer nicht mehr angemessenen Hilfengebung führt.

Folgende Pflanzen speichern besonders viel Nitrat und problematisch in der Pferdefütterung:

Hafer, Gerste, Mai, Sonnenblumen, Rüben, Rote Beete, Möhren, Raps, Brennnessel. Gräser und Leguminosen sind schlechte Stickstoffsammler, wenn sie moderat gedüngt werden (50 – 70 kg N/Jahr/Hektar). Sehr viel Nitrat durch Nitrit ist in Futterkonserven, die während der Lagerung warm wurden!!!

Jeder, der kein Pferdefutter verkauft, weiß, dass die Samenqualität der Hengst durch Futter oder anderen Zusatzfuttermitteln nicht verbessert werden kann. Anstelle der teuren Zusatzfuttermittel, der Verkäufer ist glücklich, sollten Deckstellenbetreiber einfach einmal das Tränkwasser kontrollieren. In welchen Regionen das besonders wichtig ist, seht Ihr in der unten abgebildeten Karte des Umweltbundesamtes.

Folgende Grenzwerte werden in der Wissenschaft genannt:

NitratgehaltHäufigkeit in DeutschlandVergiftungssymptomeUrteil
0 - 25 mg/Liter60%keinebedenkenlos
25 - 50 mg/Liter20%Leistungsminderungen, Verdauungsprobleme, verminderte Samenqualität, untergewichtige FohlenSchleichende Vergiftung
50 mg/Liter und mehr20%Innere Erstickung (Anoxie), Koliken, Fohlenverluste durch Aborteakute, lebensbedrohende Vergiftung

 

Da nach Information des Umweltbundesamtes nur ca. 60 % des Grundwassers in Deutschland 0- 25 mg Nitrat/l enthält und ca. 40 %mit mehr als 25 mg Nitrat/l belastet ist, kann Grundwasser aus Hausbrunnen zum Tränken der Pferde nur nach sorgfältiger Untersuchung genommen werden. Die nachfolgende Landkarte des Umweltbundesamtes zeigt die größten Nitratrisikoregionen in Deutschland. Wenn die Nitrateinträge so rasant weitergehen, wie in der Vergangenheit, dann werden die Oldenburger ihre Pferde mit Mineralwasser tränken müssen.

Mehr Infos zu diesem Thema findet Ihr hier:

Ende Februar: Jetzt schon wieder an Bodenproben denken!

Sobald nach diesem Wintereinbruch die Böden wieder aufgetaut sind, kann und sollten Bodenproben vom Dauergrünland genommen werden.

Die LUFAs (Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalten) haben auf ihrer Internetseite hervorragende Anleitungen, wie die Bodenproben zu nehmen sind. Dabei ist sorgfältiges Arbeiten Pflicht, denn 300 – 500 g Boden geben die Realität einer ganzen Weide/ Wiese wieder.

Beim Dauergrünland für Pferde ist eine Standard- Bodenprobe absolut ausreichend. Standard- Bodenprobe bedeutet immer: P, K, Mg, pH- Wert für den Ca- Bedarf.

Eine Nmin- Untersuchung ist nicht notwendig. Bei der N- Düngung ist sowohl die Schonung der Umwelt, die Futtermittelqualität als auch die Ertragserwartung in eine vertretbare Balance zu bringen. Diese Abwägung ist ein typischer Prozess in der nachhaltigen Bewirtschaftung eines Betriebes. Es gilt die drei Faktoren Umwelt, Ökonomie und Soziales in Einklang zu bringen.

Als Idealdüngemenge eines Wachstumsjahres für den Pflanzennährstoff Stickstoff (N) gilt:

50 – 70 kg N/Jahr/Hektar

Alle angehenden Pferdewirtschaftsmeisterinnen/er, die in diesem Jahr ihr Projekt beginnen, sollten grundsätzlich alle Dauergrünlandflächen beprobten, damit, gleich wie das Projekt dann verläuft, immer auch Untersuchungswerte vorliegen. Sollte sich nämlich im Laufe des Projektes herausstellen, dass Bodenproben hätten vorliegen sollen oder müssen, sind diese nachträglich nicht mehr zu beschaffen. Im schlimmsten Falle muss das Projekt wiederholt werden.

Nehmen wir einmal an, zu einem bestimmten Zeitpunkt bekommen Eure Pferde Koliken oder Hufprobleme. Dann wäre es für Euer Projekt segensreich, mit dieser Situation umzugehen und diesen Prozess zu dokumentieren. Sichere und professionelle Aussagen sind dann aber nur zu machen, wenn genaue Aussagen zur Nährstoffversorgung des Grünlandes vorliegen. Und das geht ohne Bodenprobe nicht seriös.

Ich will auch darauf hinweisen, dass in vielen Fällen eine ordnungsgemäße Beprobung zur guten fachlichen Praxis eines Pferdebetriebes  und deshalb zur pflichtgemäßen Aufgabe des Betriebsleiters/in gehört. Und deshalb gehören Bodenproben zum Standardgeschäft und somit in ein Projekt, auch wenn es sich vorrangig nicht mit dem Grünlandmanagent beschäftigt.

Hier in der Eingangsbearbeitung landen Eure Bodenproben und werden in die Laborbehältnisse umgefüllt. Wer seine nicht lesbar und dauerhaft beschriftet hat, wird sie nie wiederfinden.

Praxistipp:

  • Hilfreich bei der Probennahme ist ein Grünland- Bohrstock, den die LUFA NRW für 45.- anbietet. Dort können gleich die kostenfreien Bodenprobentüten, Antragsformulare und Anleitungen mitbestellt werden.
  • Die regionalen LUFAs Eures Bundeslandes findet Ihr hier: www.vdlufa.de . Auf der Seite könnt Ihr dann auch sehen, ob es Probentüten, Abholpunkte gibt oder Infomaterial heruntergeladen werden kann.
  • Generell könnt Ihr jede LUFA in Deutschland nutzen. Dennoch empfehle ich den regionalen Anbieter, weil die Düngeempfehlungen dann auch regional sind, denn zwischen einer Marsch- und einer Almweide gibt es mehr als minimale Unterschiede. Und ob sich die Niedersachsen mit Almen auskennen?
  • Eine Bodenprobe (P,K,Mg,pH) kostet durchschnittlich zwischen 10 – 20 €.
  • Wenn Ihr Probleme mit der Probennahme habt, weil Euch die Erfahrung fehlt, dann fragt einfach mal bei einem gut arbeitenden Landwirtschaftsmeister nach. Der sagt Euch auch, um welche Bodenart es sich handelt.

Giftpflanzenbuch mit großem Update

Nach dem kompletten Update des Buches Giftpflanzen für Pferde ist in der zweiten Auflage jetzt die Pferdewirtprüfung (Bd. 10) -Giftpflanzen- entstanden. Nur mit dem Erscheinungsdatum 2018 und der ISBN 978-3746006864 habt Ihr die neue 2. Auflage in den Händen.

Ganze 9 Jahre hat es schon auf dem Buckel gehabt, das Buch Giftpflanzen für Pferde. Dringend nötig das große Update zur 2. Auflage 2018. Nicht nur das Äußere (Titel, Format, Farbe, Grafik) hat sich verändert und ist damit zum Band 10 der Reihe Pferdewirtprüfung geworden, sondern, und das ist viel wichtiger, der Inhalt wurde an die neuen Erkenntnisse der Toxikologie angepasst und neuere Entwicklungen für Pferdehalter in Specials zusätzlich in der brandneuen 2. Auflage aufgenommen:

  • Bei den Kreuzkräutern steht nicht so sehr die Giftigkeit der Kreuzkräuter im Vordergrund, das ist allgemein bekannt, im Fokus steht, wie Pferdehalter eine erfolgversprechende Kreuzkrautprophylaxe installieren können, um ihre Pferde zu schützen.
  • Völlig unterschätzt wird mehrheitlich in der Pferdehaltung die nicht unerhebliche Gefahr der Nitrat- Vergiftung. Ursächlich verantwortlich bei der oft schleichenden, meist übersehenen Nitratvergiftung ist die Überdüngung der Böden und Gewässer hauptsächlich durch die Massentierhaltung. Da, wo Gülle und Rückstände aus der Biogasproduktion nicht zur Düngung, sondern zur Entsorgung auf die ohnehin schon üppig versorgen Böden ausgebracht wird, reichern nicht nur das Bodenwasser, sondern auch viele Pflanzen große Nitratmengen an, die bereits in geringer Konzentration zu Vergiftungen führen, die mit Darmentzündungen und Leistungsminderungen beginnen. Es gibt Toxikologie die berichten, dass die Vergiftungen mit Nitrat ein größeres Ausmaß haben, als „klassische“ Vergiftungen durch Pflanzen.
  • In neuerer Zeit wird die „Zucht“ von bekämpfungsresistenten Giftpflanzen zu einem großen Problem. Durch nicht fachgerechten Einsatz von Herbiziden werden in der intensiven Landwirtschaft regelrecht resistente Biotypen gezüchtet, die sich dann ungehindert auf vielen landwirtschaftlichen Flächen ausbreiten können und nicht nur im Futter wieder auftauchen, sondern auch in Saatreife gelangen. Große Probleme gibt es bereits bei Kreuzkräutern und dem Schwarzen Nachtschatten.
  • Erinnert wird einmal mehr über die besondere Vorsicht von Pferdehaltern mit ihren Gartennachbarn. Immer öfter wird der Gartenschnitt über den Koppelzaun entsorgt. Das geht nicht selten tödlich aus.
  • Und natürlich gibt es klare Ratschläge, wie Pferdehalter ihr Pferd und später auch dem Tierarzt helfen können, wenn der Fall doch eintreten sollte, den sich keiner wünscht.
  • In der 2. Auflage wurden auch die Hunde der Pferdehalter nicht vergessen. Alle Pflanzen, die auch für Hunde problematisch werden können, sind, soweit bekannt, markiert.
  • In einem Teil werden diejenigen Pflanzen beschrieben, die Pferdehalter nach dem heutigen Wissensstand sorglos um ihre Weiden Pflanzen können. Hier eignen sich sehr gut sogenannte Knicks, also Hecken. Eine eindeutige WIN-WIN-Situation für Pferdehalter, Pferde und Natur und ein lupenreines Beispiel für Nachhaltigkeit, also die Vereinbarkeit von Ökonomie, Ökologie und Sozialem.

Die Beschäftigung mit diesem Praxisbuch für alle Pferdehalter ist geeignet, Pferdeleben zu retten, denn, da sind sich alle Toxikologie einig, 90% aller Vergiftungen hätten sich vermeiden lassen.

Die bibliografischen Angaben:

Dietbert Arnold: Pferdewirtprüfung (Bd.10) -Giftpflanzen-, (BOD) Norderstedt 2018, ISBN 978-3746006864

Erhältlich beim Verlag BOD, im Internethandel wie amazon, buecher.de, Hugendubel.de  sowie in jedem Buchladen zu bestellen.

Tipp: Bei der Bestellung erst auf das Erscheinungsjahr 2018 schauen und danach den günstigsten Preis (inclusive Porto und Verpackung) aussuchen. Nicht, dass Ihr noch ein altes Buch untergejubelt bekommt. Die Verwendung der alten Auflage kann aus fachlicher Sicht nicht mehr empfohlen werden!

Nachweis von Kreuzkraut in Heu/Silage

Kreuzkräuter im Heu und in der Silage sind nicht zu tolerieren. Das Gift der Pflanze für schleichend zu Nierenversagen, die vergifteten Pferde können nicht gerettet werden.

Kreuzkräuter, hierzu gehört auch das Jacob- Kreuzkraut, ist für Pferde stark giftig und führt zu schleichenden Vergiftungen, die nicht behandelbar sind und mit Nierenversagen enden.

Auf der Weide lässt sich Kreuzkraut gut identifizieren. Anders im Heu und in der Silage. Selbst geübte Botaniker sehen sich nicht in der Lage, Kreuzkräuter im Heu und in der Silage zu identifizieren. Die LUFA (Landwirtschaftliche Untersuchung- und Forschungsanstalt) Niedersachsen bietet Pferdehaltern einen Nachweis von Kreuzkraut im Grobfutter durch den PCR-Nachweis. Der Kreuzkrautnachweis gibt Pferdehaltern Gewissheit, ob im Heu/ Silage ihrer Pferde Kreuzkraut enthalten ist. Tückisch ist, dass die Ansicht bittere Pflanze im Heu und in der Silage erstens nicht zu erkennen ist und zweitens schmackhaft wird.

Die Verfütterung von kreuzkrauthaltigem Heu/Silage ist tierschutzwidrig.

Die Untersuchung auf Kreuzkraut im Grobfutter führt u.a. die LUFA Nord- West, Institut für Futtermittel, Jägerstraße 23 – 27,  26121 Oldenburg (www.lufa-nord-west.de) durch. Die Kosten betragen derzeit 114.- € je Probe. Diese kann, muss aber nicht, auf weitere Inhaltsstoffe, wie z.B. Energie, Eiweiß, Ca, P und Na untersucht werden. Der im Internetauftritt der LUFA ausdrucksbare Untersuchungsauftrag nennt die Kosten weiterer Analysen.

Ein Formular für einen Untersuchungsauftrag für Pferde findet Ihr hier.

Tagesfutterplan, damit es den Pferden gut geht

Längst reicht es nicht mehr aus, die verbrauchte Energie beim Pferd einfach nur auszugleichen. Verlangt wird derzeit, dass es den Pferden durch die Fütterung auch gut geht.

Ein alleiniger Ausgleich der verbrauchten Energie eines Pferdes würde im Extrem bedeuten, dass z.B. die notwendigen 80 MJ je Tag eines Großpferdes mit 8 kg Kraftfutter ausgeglichen werden. Eine bloße Rationsberechnung garantiert also nicht, dass es unseren Pferden auch gut geht.

Die Beschäftigung mit der Verhaltensbiologie (Ethologie) der Pferde sowie der Einsatz eines Tagesfutterplans sorgt dafür, dass die Pferde satt und gleichzeitig tiergerecht gefüttert werden.

Wie der Tagesfutterplan ganz einfach eingesetzt werden kann, könnt Ihr hier nachlesen und gleichzeitig das Formular als pdf- oder Excel- Datei downloaden. Dann geht es Euren Pferden gut!

 

Stickstoffdüngung der Pferdeweiden

Entsprechend der neuen Düngeverordnung sind folgende Richtwerte bei der Düngung von Pferdeweiden einzuhalten:

  • Die Pflanzennährstoffe Phosphor (P), Kalium (K), Magnesium (Mg) sowie Calcium (Ca) sind erst nach einer Bodenprobe und entsprechender Düngeempfehlung der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) vorzunehmen. Das Ergebnis der Bodenprobe (1. Seite) sowie die Düngeempfehlung (2. Seite) sind bis zu 10 Jahre aufzuheben. Eine Düngung der Grundnährstoffe ohne Bodenprobe und Düngeempfehlung ist nicht zulässig! Das Einhalten der Düngeverordnung ist Voraussetzung für die Beantragung von Subventionen.
  • Der Nährstoff Stickstoff (N) kann entweder über eine Bodenprobe (Anlieferung im gekühlten Zustand zur LUFA!) oder aber, da kostenintensiv und umständlich, anhand der folgenden Höchstwerte der neuen Düngeverordnung vorgenommen werden:

Stickstoffdüngung von Pferdeweiden nach den Vorschriften der neuen Düngeverordnung

KulturErtragsniveauN- DüngungAnpassung an Bodenart
Weide extensiv65 dt/TM/ha/a65 kg N/ha/a
Weide intensiv90 dt/TM/ha/a130 kg N/ha/a
Anteil organische Masse (oM)Abschläge in %
schwach bis stark humoser Bodenbis 8% - 10%
stark bis stark humoser Boden8% bis 15% - 30%
anmooriger Boden15% bis 30%-50%
Niedermoormehr als 30%-80%
Auch für Pferdehalter gilt die neue Düngeverordnung. Entsprechend den Vorgaben der Verordnung ist das Weidemanagement zu planen und durchzuführen. Die extensive Weideführung ist die Idealkombination bei ökonomischer und gleichzeitig ökologischer Betrachtung. Eine extensive Weideführung kommt den Bedürfnisses der Pferde wesentlich besser nach, als intensiv gedüngtes Grünland. Interessant ist der Vergleich des Düngebedarfes einer extensiven und Intensiven Pferdeweide: Eine 100%ige Steigerung der Düngung mit doppelten Kosten erzielt lediglich eine Ertragssteigerung von nur knapp 40%.

1 kg Heu = 1 kg Silage?

Gras, Silage und Heu unterscheiden sich grundsätzlich nur durch ihren Wassergehalt.

  • Gras: Es ist besonders wasserhaltig. Es enthält vielleicht 160 g Futterinhaltsstoffe, Trockenmasse (TM) genannt und 840 g Wasser (Rohwasser) je 1.000 g Gras.
  • 1.000 g Gras: Pferd frisst 160 g Futter und 840 g Wasser

  • Silage: Wird das Gras geschnitten und trocknet in der Sonne 1 – 2 Tage, dann verdampft viel Wasser. Aber in dieser kurzen Zeit ist das Gras noch nicht ganz trocken. Es hat vielleicht schon 500g Futterinhaltsstoffe (Trockenmasse TM), aber noch 500 g Wassergehalt (Rohwassergehalt) je 1.000 g halbtrockenes Gras. Weil Futtermittel nur lagerfähig sind, wenn sie mindestens 860 g Futterinhaltsstoffe (Trockenmasse) besitzen, wird aus dem angetrocknetem Gras die Grassilage gemacht. Die ist dann lagerfähig.
  • 1.000 g Silage: Pferd frisst 500 g Futter und 500 g Wasser

  • Heu: Ist das Wetter gut, dann trocknet die Sonne in mehreren Tagen das Gras so stark, dass es lagerfähig ist. Heu enthält etwa 880 g Futterinhaltsstoffe (Trockenmasse) und nur 120 g Wasser (Rohwasser).
  • 1.000 g Heu: Pferd frisst 880 g Futter und 120 g Wasser

Halten wir fest, in Wirklichkeit frisst ein Pferd bei 1 kg Gras nur 160 g Futter, bei 1 kg Grassilage nur 500 g Futter und bei 1 kg Heu nur 880 g Futter.

Ein schwerer Fehler wäre, wenn ein Pferdehalter/in anstelle von 1 kg Heu dann 1 kg Silage verfüttert und erwarten würde, das Pferd würde satt werden.

Hier jetzt die Berechnung, wie Ihr Heu, Silage und Gras so tauscht, dass Euer Pferd die selbe Menge Futter erthält:

1 kg Heu = 880 g Futter (Trockenmasse)

Willst Du Heu durch Silage ersetzen, dann musst Du wissen, das 1 kg Silage nur 500 g Futter (Trockenmasse) enthält. Folglich musst Du mit dem Taschenrechner ermittelt wieviel mehr Silage Du füttern musst, um wieder auf 880 g Futter (Trockenmasse) zu kommen: 880 : 500 = 1,76. Das Ergebnis ist, Du musst 1,76 mal mehr Silage anstelle von Heu verfüttern. 2 kg Heu/100 kg LM/d = 3,52 kg Grassilage/100kg/d

Grassilage muss 1,76 mal mehr gefüttert werden als Heu

Wenn Dein Pferd 2 kg Heu/100kg LM/d bekommt und damit satt ist, dann wird es auf der Weide ähnlich viel Futter aufnehmen. Mit Heu nimmt es in Wirklichkeit 2 x 880 g Futter (Trockenmasse) = 1.760 g auf. Mit 1 kg Gras hat Dein Pferd erst 160 g Futter (Trockenmasse) aufgenommen. Folglich rechnest Du: 1.760 : 160 = 11. Dein Pferd wird, so kannst Du jetzt schätzen, 11 kg Gras/100 kg LM/d fressen.

Gras muss 5,5 mal mehr als Heu vorhanden sein

Faustzahlen zum Futtermittelaustausch

AustauschHeu zu SilageSilage zu Gras Heu zu Gras
1,5 x bis 2 x3 x bis 3,5 x5 x bis 6 x
AustauschGras zu SilageSilage zu HeuGras zu Heu
: 3 bis : 3,5: 1,5 bis : 2: 5 bis : 6
Die Rohwassergehalte, bzw. Trockenmassengehalte sind hier beispielhaft, sie können je nach Klima, Jahreszeit, Schnittzeitpunkt, usw. variieren.
Trockenmasse (TM) wird auch oft mit dem veralteten Namen Trockensubstanz (TS) bezeichnet.

Mineralstoffe: Was ist drin?

Im Normalfall benötigen ausgewachsene Pferde nur zwei Mineralstoffe zusätzlich gefüttert.

  • Na (Natrium): Dieses Mineral wird vorrangig benötigt, wenn Pferde schwitzen, da mit dem Schweiß der Pferdekörper große Mengen Natrium verliert. Wesentlich mehr als beim Menschen. Natrium wird dem Pferd durch NaCl (Natriumchlorid), also Salz zugeführt. 1 kg Salz enthält 380 g Na. Oder: Salz hat einen Natriumgehalt von 38%. Üblicherweise steht in Bedarfstabellen für das Pferd der Natriumbedarf. Für ein Sportpferd (600 kg LM) bei mittlerer Arbeit schlägt die Bedarfstabelle 57 g Na vor. In diesem Beispiel wird angenommen, dass im Futter 12 g Na bereits enthalten sind. Folglich muss 57 g Na – 12 g Na = 45 g Na durch Salz (NaCl) ausgeglichen werden. Salz enthält 38% Na oder anders gesagt: 380 g Na = 1.000 g Salz. Jetzt kommt der berühmt berüchtigte Dreisatz. 1 g Na = 1.000 g Salz ./. 380 ; 1g Na = 2,6315789 g Salz . Gesucht werden aber 45 g Na, also 2,6315789 g Salz x 45 = 118,42105 g Salz. Das Ergebnis für Dich bei der Fütterung heißt: Um 45 g Na zu füttern, benötigst Du 118 g Salz. Beim Füttern kommt es auf einen Gramm nicht an. Wenn es um kleinere Mengen Salz geht, kannst Du es im Lebensmittelhandel kaufen, achte aber darauf, dass es nicht jodiert ist! Größere Mengen kaufst Du günstig im Landhandel unter der Bezeichnung Futtersalz.
  • 1 Esslöffel Salz = 15 g Salz = 6 g Na

    1 Teelöffel Salz = 5 g Salz = 2 g Na

  • Ca (Calcium oder Kalzium): Kalzium kannst Du als Kohlensauren Kalk (CaCO3) oder als Futterkalk (CaCO3) kaufen. Futterkalk (CaCO3) enthält 36% Kalzium (Ca): 360 g Ca = 1.000 g CaCO3 oder 1 g Ca = 2,7777778 g Futterkalk. Sagt Deine Rationsberechnung, Du sollst noch 18 g Ca ergänzen, dann mache einfach folgende Rechnung: 18 x 2,7777778 g Futterkalk = 50 g Futterkalk, um 18 g Ca Deinem Pferd zuzuführen.
  • 1 Esslöffel Futterkalk = 10 g Futterkalk = 3,5 g Ca

Was ist eigentlich ein Qualitätshandbuch?

Es gibt verdeubelt viele Leute, die sich darüber aufregen, dass in Abschluss- und Meisterprüfungen doch tatsächlich Prüfer verlangen, dass Beiträge für ein Qualitätshandbuch, kurz auch Q- Handbuch, in der schriftlichen Prüfung verlangt werden.

Ob das wirklich nur Blödsinn oder einfach nur Teil einer fachgerechten Arbeit ist, das können wir hier einmal zusammen erörtern:

Immer wieder in der täglichen Arbeit gibt es Sachen, die einem gut oder weniger gut gelingen. Das ist im Betrieb und auch zuhause so. Oft werden Sachen neu ausprobiert, wiederum mit gutem oder weniger gutem Erfolg. Wenn dann aber etwas richtig gut gelingt, dann wäret Ihr und ich ja mit dem Klammerbeutel gepudert, wennIhr Euch die Rezeptur, das Verfahren, das Hilfsmittel oder die hilfreiche Adresse eines Experten nicht notieren würdet: In einer Kladde, einem Ordner oder einer Datei. Und schon habt Ihr ein Qualitätshandbuch. Ein Eintrag im Qualitätshandbuch zu einer bestimmten Situation, die Euch hilft, beim nächsten Mal, vielleicht erst in einem Jahr, wiederrum erfolgreich das Problem zu lösen.

Auch ein Qualitätshandbuch: Damit die griechischen Hackbälle immer gleich gut sind, immer die selbe Qualität haben

Im Betrieb ist es das Q- Handbuch, bei Euch zuhause kann das z.B. Euer Notizbuch sein, in dem Ihr Euch besonders gut gelungene Kochrezepte eintragt oder das Büchlein mit den besten Tipps aus dem Urlaub, wie Hoteladressen, Mietwagenfirma, Buslinien, usw..

Jetzt lasst uns mal ein Pferdebeispiel aus dem Betrieb nehmen: Pferd hat Mauke. Jeder hat einen anderen Vorschlag. Was Mauke wirklich ist, das ist auch nicht so sicher und zum Schluss probieren alle irgendetwas irgendwie aus. Wenn ein Betrieb ein funktionierendes Qualitätsmanagement besitzt, dann setzen sich zu festgesetzten Terminen, z.B. jeden Mittwochnachmittag, alle im Betrieb, vom Chef bis zum Azubi, zusammen und besprechen anstehende Probleme. Hier z.B. die sehr variantenhaltige und wahrscheinlich nicht erfolgreiche Maukebehandlung. Als Ergebnis einigen sich alle Beteiligten auf ein Verfahren und auf eine weitere Besprechung darüber in zwei Wochen. Es wurde also etwas geplant (die Maukebehandlung) und es wird etwas durchgeführt (die Maukebehandlung). Nach zwei Wochen treffen sich Mittwochnachmittag alle wieder, schauen sich das Pferd an und stellen fest, dass diese Methode prima angeschlagen hat. Die Nachprüfung oder der Check hat ergeben, wie erfolgreich Mauke behandelt wurde. Die Beteiligten einigen sich (umsetzen) auch noch, dass das nötige Material, z.B. eine Salbe, Verbandmaterial, usw., beschafft und ein Mauke- Erste- Hilfe- Kasten im Stallbüro eingerichtet wird. Gleichzeitig wird festgelegt, wer jetzt „Maukebeauftragte/r“ ist. Damit dieses Wissen, die Behandlung der Mauke sowie der Inhalt des Mauke- Erste- Hilfe- Kastens nicht vergessen wird und jeder jetzige aber auch kranke oder zukünftige Mitarbeiter nachlesen kann, wie in diesem Stall die Mauke ab sofort behandelt wird, gibt es einen Eintrag im Qualitätshandbuch. Gleichzeitig mit dem möglichst leicht zu lesenden Handbuch- Eintrag wird das Inhaltsverzeichnis aktualisiert. Schließlich soll jeder Mitarbeiter den Beitrag, praktisch die Betriebsanleitung, sofort finden. Klar ist auch, dass das Q- Handbuch an einer immer gleichen, zentralen Stelle steht, damit die Mitarbeiter mal eben reinschauen können.

 

Ganz wichtig: Das Q- Handbuch ist keine langatmige Abhandlung, viel besser sind Ablaufdiagramme oder Stichworte und konkrete Hinweis, wie z.B.: Wann ist der Tierarzt zu rufen, wann der Besitzer zu informieren, usw..

 

Ein Beitrag im Q- Handbuch ist also nichts anderes als eine „Betriebsanleitung“, wie in einer bestimmten Situation, z.B. Kolikverdacht, Fütterung, Lüftung, Reinigung, Neueinsteller, Unfall, Weidedüngung, usw., zu handeln ist. Also ganz praktisch, betriebsbezogen.

 

Ein Q- Handbuch ist immer fimentypisch und zeigt, wie die Verantwortlichen ihren Betrieb geführt haben möchten. Dabei ergeben sich auch Schwerpunkte, die für Kunden von entscheidendem Interesse sind: Ist das ein nachhaltig wirtschaftender Betrieb? Ist das ein hygienisch arbeitender Betrieb? Wie werden Pferde dort ausgebildet, welchen Stellenwert besitzt der Tierschutz, ist es üblich Schlaufzügel zu benutzen, wie wird das Stallklima geführt, wie die Weiden gedüngt, wie bei Kolikverdacht vorgegangen oder welche Fütterungsphilosophie steckt dahinter? Diese Liste ist schier unendlich und das ist Eure Aufgabe im Projekt: Welche Schwerpunkte und Verfahren plant Ihr? Mit welchen Punkten wollt Ihr bei Kunden punkten und Euch ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den zahlreichen Mitbewerbern schaffen bzw. kostendeckende Angebote durchsetzen?

Und ganz zum Schluss muss nun noch gesagt werden, dass die einmalige Beschäftigung, in unserem Beispiel die Mauke, natürlich nicht ausreicht, denn an einem Mittwochnachmittag, vielleicht nach einem Jahr, macht ein Kollege den Vorschlag, doch einmal etwas an der Maukebehandlung zu ändern, weil es da was erfolgversprechenderes geben soll. Also dreht sich der sog. Qualitätszirkel wiederum: planen (plan), machen und ausprobieren (do) und überprüfen (check) und umsetzen (act). Das Ergebnis kann sein, dass der alte Q- Handbucheintrag so bleibt wie er war, oder aber verändert, verbessert wird. Und siehe da, im Betrieb gibt es ein funktionierendes Qualitätsmanagement mit einem ständig „drehenden“ Qualitätszyklus: Lebenslanges Lernen!

 

Es gibt einen weiteren Vorteil eines Qualitätshandbuches. Daher kommt der Name Qualität im Handbuch: Wenn sich alle Mitarbeiter an das Qualitätshandbuch halten, dann wird, wir bleiben bei unserem Beispiel, jede Mauke von jedem Mitarbeiter im Stall, vom Chef bis zur Aushilfe, in derselben Qualität behandelt. So wie es der Betrieb seinen Kunden versprechen und mit diesem Versprechen auch Werbung machen kann. Dabei ist Qualität nicht gleichbedeutend mit gut. Wenn sich ein Betrieb auf einen schlechten Standard im Q- Handbuch geeinigt hat, dann stimmt zwar die versprochene Qualität, das muss noch lange nicht gut, sachgerecht, erfolgreich und kundenorientiert sein. In diesem Sinne ist das Q- Handbuch DIE Visitenkarte eines Pferdebetriebes. Ihr als zukünftige Führungskräfte könnt es sein, die die Verantwortung für die Inhalte und die Ausrichtung eines Q- Handbuches tragt.

Betriebsabläufe in einem Q-Handbuch können ideal als Ablaufdiagramm gestaltet werden. Hier üben Azubis das Verfahren.
Ein Ablaufdiagramm macht die Entwurmungsstrategie eines Betriebes rasch deutlich und ist die „Gebrauchsanweisung“ für alle Mitarbeiter. Ablaufdiagramme haben den Vorteil, dass sie wesentlich besser und schneller die Mitarbeiter informieren, als langatmige Texte. Ihr könnt ein Ablaufdiagramm mit der Hand zeichnen oder aber mit ganz vielen Computerprogrammen. Die passenden Formen und Pfeile findet Ihr in fast allen Programmen.

Und warum sollen nun Azubis Beiträge für ein Q- Handbuch schreiben? Ganz einfach: Anstelle irgendwelche Wochen- und Erfahrungsberichte abzuschreiben, macht es viel mehr Sinn, Azubis mit in den Betrieb einzubinden und sie mit einer sinnvollen Tätigkeit, die dem gesamten Betrieb zu Gute kommt, lernen zu lassen. Nicht Bulimielernen sondern handlungsorientiert Aufgaben lösen. Und so ganz nebenbei ist dieses verantwortliche Lernen eine Wertschätzung der Chefs bzw. Führungskräfte für die Mitarbeiter. Mal richtig Verantwortung übernehmen, gefordert sein und nicht nur tägliches, abstumpfendes Misten. Und nur zufriedene Mitarbeiter bringen einen Betrieb weiter. Und zu Euch als zukünftige Führungskräfte: Chefs scheitern an ihren Mitarbeiter. Pflegt sie, lasst sie nicht nur misten.

Was ist eine Dokumentation

Bei einem Meisterprojekt besitzt die Dokumentation eine ganz wichtige, durchaus prüfungsentscheidende Funktion. Da kein Prüfer das Projekt ein Jahr Tag und Nacht beobachten will und kann, ist die Dokumentation der Beleg für das selbständig durchgeführte Projekt. Vergleichbar mit einem Fahrtenbuch beim Autofahren. Stimmen Projekt und Projektdokumentation nicht überein, werden Prüfer entweder von einer nicht fachgerechten Projektdurchführung oder eventuell von einem Täuschungsversuch ausgehen. Beides macht die bestandene Meisterprüfung nicht wahrscheinlich.

Aber wie soll denn nun eine Dokumentation aussehen?

  1. Dokumentation bedeutet in der Projektarbeit, sämtliche Ereignisse, Beschlüsse, Schritte und Maßnahmen zu beschreiben, die während des Projektzeitraums getroffen wurden.
  2. Das Ziel dieser Form der Dokumentation ist die Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen für den Prüfungsausschuss.
  3. Eine fachgerechte Dokumentation beschreibt Ziele (warum?), Methoden (wie?), den Zeitablauf (wann?) sowie nennt alle eingesetzten Hilfsmittel (womit?).
  4. Wichtige Qualitätsmerkmale einer Dokumentation sind: Vollständigkeit, Übersichtlichkeit, Verständlichkeit, Strukturiertheit, Korrektheit, Editierbarkeit (bearbeiten und in veröffentlichungsfähige Form bringen, herausgebbar machen), Nachvollziehbarkeit, Prüfbarkeit, Integrität/Authentizität (z. B. Änderungshistorie), Aktualität, jederzeit durch Prüfer einsehbar.
  5. Zur Dokumentation gehören immer auch die Darstellung von Qualitätssicherungsmaßnahmen, z.B. ein Qualitätshandbuch, sowie die Aufstellung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsindikatoren, denn Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit sind hochrangiges Ziel in der Pferdewirtschaftsmeister/in- Verordnung!

Sauer ist nicht lustig

In den fast 200 Liter großen Dickdärmen arbeiten Bakterien. Diese brauchen aber zum Leben eine neutrale, nicht saure Umgebung. Schließlich tötet Säure Bakterien ab, wie wir z.B. von den eingelegten Gurken kennen. Wenn die Säure die Gurken desinfiziert, halten sie sich. Die Bakterien sind außen vor.

Fühlen sich die Bakterien nicht mehr wohl, weil es zu sauer ist, sterben sie ab und die Dickdärme können das aufgenommene Futter nicht mehr verdauen. Es kommt zu einem Verdauungsstillstand, beim Pferd nennt man diesen lebensbedrohenden Zustand Kolik.

Um zu sehen, ob des den lebenswichtigen Bakterien im Darm gut geht, kann jeder/e das ganz leicht herausfinden. Einfach mal die frischen Pferdeäpfel auf den Säuregehalt messen. Sind die Pferdeäpfel neutral, herrscht im Darm ein bakterienfreundliches Klima. Registriert Ihr aber einen saueren Pferdeapfel herrscht Alarm im Darm und die Säure tötet viele oder gar alle Bakterien ab. Der Darm wird bakterienfrei, die Kolik droht.

So messt Ihr den Säuregehalt im Darm:

  1. Ihr besorgt Euch 1 Löffelspatel, 1 Erlenmyerkolben (weitaus, PP, Schraubkappe, 100ml), Spritzflasche (Inhaltsaufdruck, 250 ml), destilliertes Wasser (ca. 1 Liter, Bezug Tankstelle), pH Indikateostäbchen (im ungefähren Bereich pH 2,0 – pH 9,00)
  2. Mit dem Löffelspatel 1 Löffel frischen Pferdeapfel in den Erlenmeyerkolben füllen.
  3. Mit etwa gleicher Menge destilliertes Wasser Pferdeapfel  aufschwimmen lassen
  4. Deckel schließen und gut durchmischen
  5. pH Indikatorstäbchen für ca. 20 s mit Indikatorfläche in Wasser/Apfelgemisch tauchen
  6. Indikatorstäbchen abstreifen
  7. Indikatorfläche mit den Farben der Verpackung vergleichen und den pH- Wert bestimmen.
  8. Ergebnis: Alle pH- Werte unter 6 sind bakterienfeindlich und deuten auf einen zu sauren Darm hin. Hauptursache ist in aller Regel eine zu große Kraftfuttergabe!

Die oben beschriebenen Labormaterialien erhaltet Ihr hier: Carl Roth Laborbedarf www.carlroth.cohhm/Laborbedarf

Ohne Waage geht gar nicht!

 

Eine Personenwaage, die darf ruhig älter und auch schlicht sein, gehört zur Grundausstattung eines jeden Pferdestalles. Nicht um das Gewicht des Stallpersonal zu kontrollieren, sondern um das Grundfutter zu wiegen. Ohne genaue Kenntnis der Grundfuttermasse ist eine gezielte Fütterung nicht möglich und bleibt laienhaft!

So geht es:

  1. Ihr steigt auf die Personenwaage und merkt Euch Eure Körpermasse.
  2. Ihr schnappt Euch das Futter, z.B. Heu und steigt wieder auf die Waage
  3. Die Differenz zwischen 1. und 2. Messung ist die Grundfuttermasse.

Die exakte Dosierung der Grundfuttermasse ist die Voraussetzung, die Futtermittelmenge überhaupt steuern zu können. Das Wiegen verhindert, dass Ihr Euch böse verschätzt. Fast immer, das sind meine Erfahrungen, wird viel zu wenig den Pferden vorgelegt, weil Ihr ganz oft die von Euch zugeteilte Grundfuttermenge  überschätzt. Weiterhin ist eine Kostenkalkulation und eine Vorratshaltung nur denkbar, wenn Ihr die Futtermittelmenge exakt bestimmt. Eine optimale Abstimmung der Futtermenge an die geleistete Arbeit sowie die Körpermasse, wenn Euer Pferd zu dünn und zu dick werden sollte, ist ohne exaktes Wiegen der Futtermittelmengen nicht möglich. Zum Wiegen gehört aber auch immer die Dokumentation. Also Ihr notiert Euch, was Ihr täglich an jedes Pferd verfüttert. Das ist dann schon ein Beitrag zum Qualitätshandbuch eines funktionierenden Qualitässichersicherungssystems. Aus Qualitätshandbuch wird dann deutlich, wann und welche Mengen Ihr an welches Pferd gegeben habt und, auch das gehört in das Qualitätshandbuch, warum Ihr zu einem bestimmten Zeitpunkt die Fütterung verändert habt und welches Ergebnis das gezeigt hat. Das kann natürlich alles in Stichworten geschehen. Und schon könnt Ihr ausgesprochen glaubhaft Euer Projekt dokumentieren. Und so ganz nebenbei könnt Ihr rechtzeitig beobachten, ob Euer Pferd plötzlich weniger Appetit zeigt und sich Auswirkungen von Überforderungen und Stress zeigen oder/und sogar eine Kolik im Anzug ist.